Montag, 22. Juni 2015

Kann Tofu Nierensteine verursachen?

Kann Tofu Nierensteine verursachen?

420 Nierensteine entfernten Ärzte einem Mann in China. 
Begründung für diese Rekordzahl: Zu viel Tofu! Wir haben die 
Hintergründe der Schlagzeile beleuchtet. Das Fazit: Durch Tofu 
Nierensteine zu bekommen, ist mehr als unwahrscheinlich. Die 
Gefahr, die von Sojaprodukten ausgeht, liegt woanders.
Diese Nachricht, dekoriert mit einem unappetitlichen Bild einer Schale voller Nierensteine, hat diese Woche viele Vegetarier und Veganer irritiert: Dem 55-Jährigen He Dong aus China wurden so viele kleine und große Nierensteine entfernt, dass sie zusammen aussahen wie ein Haufen scharfkantiger Flusskiesel. Schuld an der steinigen Niere ist laut den chinesischen Ärzten He Dongs Lebenswandel: Der Patient habe jeden Tag Tofu gegessen und viel zu wenig Flüssigkeit zu sich genommen. Der hohe Calciumgehalt des Tofus, so die Ärzte, habe verbunden mit Flüssigeitsmangel schließlich in die knapp zweistündige OP gemündet. 
Wer seinen Eiweißbedarf weitgehend über Tofu deckt – oder einfach gerne Soja-Erzeugnisse isst – muss aber keine Angst haben, ebenso wie He Dong eines Tages auf dem OP-Tisch zu liegen. Denn bei dem nierensteingeplagten Chinese lag eine körperliche Disposition vor, schon vor 20 Jahren waren bei ihm die ersten Nierensteine entfernt worden. 
Mit dem Zusammenhang zwischen Nierensteinen und dem Konsum von Tofu beschäftigt sich auch eine Studie des ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Washington State University. Ihr Ergebnis: Zwar enthielten Sojabohnen einen recht hohen Anteil an Oxalat, welches das Entstehen von Calcium-Oxalat-Nierensteinen fördere. Auf der anderen Hand enthielten Sojabohnen auch Phytate, die der Bildung von Calcium-Oxalat-Nierensteinen entgegenwirkten. Gefährdet, an Nierensteinen zu erkranken, sind laut der Studie nur Personen, bei denen ein erhöhtes Risiko oder eine Disposition für Nierensteine vorliege. Ein Abstract der Studie können Sie hier nachlesen

Tofu: gesunder Eiweißlieferant

Wer Tofu mag, kann ihn also getrost weiter in seinen Speiseplan integrieren. Aus gutem Grund kommt Tofu bei Vegetariern und Veganern besonders häufig auf den Tisch, denn besonders bemerkenswert ist sein hoher Eiweißgehalt. Die aufgenommenen Proteine sind höchster Qualität: Sojaprotein ist für den Menschen besser verwertbar als die meisten anderen pflanzlichen Proteine und enthält alle essentiellen Aminosäuren. Soja-Protein senkt außerdem nachweislich die Werte des schädlichen LDL-Cholesterins im Körper und damit das Risiko von Herz- und Kreislauferkrankungen. Für viele interessant ist auch, dass Tofu von Natur weder Laktose noch Gluten und Cholesterin enthält. 

Risiko Gensoja

Genmanipulierte Sojabohnen stehen im Verdacht, Krebs auszulösen. Erwiesen ist das noch nicht, fest steht jedoch, dass genmanipulierte Sojabohnenpflanzen mit wesentlich mehr Pestiziden gegen Krankheiten und Schädlinge geschützt werden müssen als konventionell angebaute Pflanzen. Beruhigend für Verbraucher: In deutschen Supermarktregalen ist Gensoja nicht zu finden, da hierzulande 80 Prozent der Bevölkerung diese Technik ablehnen – Gen-Food ist schlicht nicht marktfähig. Genmanipulierte Produkte müssen, sollten sie in den Handel gelangen, klar gekennzeichnet werden. 
Wer sich und der Umwelt etwas Gutes tun will, greift bei Tofu und Co. außerdem zu ökologisch erzeugten Produkten. Sie schonen die Ressourcen und sind keinem Herbizid-Bad ausgesetzt. Wer also die Augen aufmacht beim Kauf von Sojaprodukten, muss weder Nierensteine noch andere Krankheiten befürchten, sondern tut im Gegenteil Gutes für den Proteinhaushalt. 


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