Sonntag, 17. Mai 2015

Unterschätztes Organ: der Darm

Unterschätztes Organ: der Darm

Die Funktionen des Darms werden häufig verkannt. © T. L. Furrer - Fotolia.com Die Funktionen des Darms werden häufig verkannt. © T. L. Furrer - Fotolia.com
Viele Menschen vermeiden es, über die Darmgesundheit zu sprechen. Und vergessen dabei, dass das Organ zu den wichtigsten überhaupt gehört. Ein Plädoyer gegen falsche Scham.
Lange Zeit wollte man nichts von ihm wissen. Man verschwieg ihn und vermied es, alles damit Zusammenhängende zu thematisieren. Die Rede ist vom Darm. Einem Organ, das in der Familie der Körperteile bislang eher als lästiger Verwandter und nicht als Kraftwerk unseres ganzen Organismus galt. Doch der Blick auf den Darm – wie auch auf den Verdauungstrakt generell – hat sich in letzter Zeit extrem gewandelt. Nicht zuletzt der „Spiegel“-Bestseller „Darm mit Charme“ von Giulia Enders sorgte für ein Umdenken und die längst überfällige Enttabuisierung des Themenkomplexes. „Der Darm ist eine echte Energiequelle, die nicht nur Einfluss auf unser Immunsystem, sondern auch auf unser Gewicht, auf Allergien, ja selbst auf unsere Gefühlswelt hat“, sagt Prof. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule. Viel zu lange habe man den Gastrointestinaltrakt, also das Verdauungssystem, ignoriert und seine Relevanz für die Gesundheit unterschätzt.

Eine funktionierende Verdauung hilft dabei, Krankheiten abzuwehren

30 Tonnen Nahrung und 50 000 Liter Flüssigkeit verarbeitet der Magen-Darm-Trakt im Laufe eines Lebens. Er filtert Nährstoffe, reguliert den Wasserhaushalt, produziert wichtige Substanzen wie beispielsweise Hormone und fungiert als eine Art Bollwerk gegen Krankheitserreger. „Alles in allem ist er das vielleicht am meisten unterschätzte Organ unseres Körpers“, sagt Prof. Froböse, der dafür plädiert, der Darmgesundheit mehr Aufmerksamkeit zu schenken. „Fakt ist nämlich: Wer auf sein Verdauungssystem Acht gibt, kann nicht nur das Risiko für die Entstehung schwerer Krankheiten wie beispielsweise Krebs senken, sondern auch dafür sorgen, dass der Organismus Nährstoffe optimal verwertet und somit widerstandsfähiger wird“, so Froböse.



Setzen Sie auf viel Bewegung und ballaststoffreiche Kost

Die optimale Verdauung und Verarbeitung der Nahrung beginne bereits im Mund, betont Froböse. „Schlingen Sie beim Essen nicht, denn dadurch gelangt zu viel Luft in den Bauchraum und nimmt dem Darm seine Bewegungsfreiheit“, sagt der Fitnessexperte. Er rät vielmehr dazu, die Nahrung lange zu kauen und auf diese Weise auf einen reibungslosen Verarbeitungsprozess vorzubereiten. Ein weiterer Tipp: „Bewegen Sie sich, und verzichten Sie auf die Einnahme von Abführmitteln“, so Froböse. Wer Letztere zu häufig konsumiere, verschlimmere Verdauungsbeschwerden. „Die Muskulatur des Verdauungstraktes verkümmert, Nervenzellen sterben ab“, erklärt Froböse. Besser sei es, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren und auf eine ballaststoffreiche Ernährung zu setzen. Beide Maßnahmen unterstützen die Verdauung und aktivieren den Stoffwechselvorgang, sodass man Gewichtsproblemen vorbeugen und seine Vitalität steigern kann.
Rund 40 Gramm Ballaststoffe sollte ein Erwachsener täglich zu sich nehmen. Etwa die Hälfte sollte aus Gemüse und Obst, die andere Hälfte aus Getreideprodukten wie Vollkornbrot stammen. Wichtig auch: „Hören Sie auf Ihren Körper und besonders auf Ihren Bauch. Jeder Organismus tickt anders, und viele Menschen haben es verlernt, in sich hineinzuhören und die Signale zu deuten“, sagt Froböse. Es sei wichtig, über Verdauungsbeschwerden zu reden und einen Arzt zu konsultieren, wenn man sich unwohl fühle. „Falsche Scham hilft keinem weiter“, sagt Froböse, „also betrachten Sie den Darm als das, was er ist: ein wesentlicher Faktor für ein langes und gesundes Leben.“
Janina Darm
EatSmarter




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