Sonntag, 13. April 2014

Steinzeitdiät

Einen schönen Sonntag wünsche ich Ihnen  

 

 Dorothee Sargon 

EAT SMARTER-Check

Was steckt hinter der Steinzeitdiät?

Die Steinzeitdiät im Check: Was steckt dahinter?
Viel Fleisch, Eier, Obst und Gemüse - Anhänger der Steinzeitdiät essen nur, was bereits die steinzeitlichen Vorfahren kannten. Fertiglebensmittel, Getreideprodukte oder Zucker sind dagegen verboten, schließlich sind sie nach Ansicht der Anhänger für viele Zivilisationskrankheiten verantwortlich. Während Fans die Steinzeitdiät als ideale Ernährungsweise feiern, stößt sie bei Kritikern auf Ablehnung. EAT SMARTER verrät, warum sich Menschen für die Steinzeitdiät entscheiden und welche Nachteile es geben könnte.
Im Juni 2011 sorgte „Tiger“ Tom Jones für Aufsehen: Nachdem sich der 1,78-Meter-Mann auf 100 Kilo hoch gefuttert hatte, nahm er innerhalb von nur fünf Monaten satte 15 Kilo ab. Bei seinem Kampf gegen die Pfunde folgte Jones der sogenannten Paläodiät oder Steinzeitdiät, die erst seit etwa drei Jahren bekannt ist. Jones war mit dem Erfolg sehr zufrieden. "Die Steinzeitdiät sagt dir, das zu essen, was wir als Jäger und Sammler gegessen haben", sagte Jones wenig später dem britischen Radiosender BBC2: "Iss alles, was natürlich ist". Natürlich, das bedeutet für Paläo-Anhänger viel frisches Obst, Eier, Fisch und vor allem jede Menge Fleisch. Denn so habe sich der Mensch ernährt, ehe er sesshaft wurde. Verboten sind dagegen Lebensmittel, die aus Getreide gewonnen werden sowie Zucker, Alkohol oder Milchprodukte. Denn die sind nach Ansicht der Anhänger für viele Zivilisationskrankheiten verantwortlich.

Steinzeitdiät erst seit einigen Jahren bekannt

"Vor zehn Jahren war das noch eine absurde Idee, aber in den vergangenen zwei bis drei Jahren ist die Steinzeitdiät weltweit bekannt geworden", sagt Loren Cordain von der Colorado State University. Seinen Angaben zufolge würden sich mittlerweile Millionen Menschen wieder wie Steinzeitmenschen ernähren. Was treibt Menschen wie Tom Jones an, sich so zu ernähren? Die Anhänger glauben, auf diesem Weg der natürlichen Ernährungsweise des Urzeitmenschen besonders nahe zu kommen. Kohlenhydratarme Kost - so die Annahme - habe die Gesundheit und Hirnfunktion des Homo sapiens gestärkt und somit die Entwicklung zum modernen Menschen möglich gemacht. Warum soviel Fleisch? Das Erbgut des Menschen habe sich kaum verändert, die Lust auf Fleisch stecke dem Menschen daher in den Genen.



Verbesserte Blutwerte durch Steinzeitkost

Und so hätte die Ernährungsweise eine ganze Menge Vorteile für den Menschen. Loren Cordain, der selbst ein Buch über die Steinzeitdiät geschrieben hat, verweist dafür gerne auf Studien. So habe eine im "Journal of Diabetes Science Technology" veröffentlichte Studie gezeigt, dass die Steinzeitdiät verbesserte Blutzuckerwerte und ein geringeres Risiko für Herzkreislauferkrankungen zur Folge habe. Eine in der Zeitschrift "Journal Nutrition and Metabolism" erschienene Studie zeigt, dass die Steinzeitkost sättigender als die Mittelmeerdiät sei und damit besser Übergewicht vorbeuge. Auf seiner Homepage veröffentlicht Cordain daneben weitere eigene Untersuchungen.

Ist die Steinzeitdiät wirklich gesund?

Eigentlich liefert die Ernährungsweise gute Ansätze. Dass man Fertiglebensmittel meiden und dafür mehr frisches Obst und Gemüse oder Nüsse essen sollte, ist weitgehend anerkannt. Umstritten ist dagegen, ob man Getreide- und Milchprodukte wirklich meiden sollte, während man verstärkt zu Fleisch greift. In einer Umfrage der Zeitschrift "U.S. News World Report" schnitt die Steinzeitdiät bei Ernährungswissenschaftlern schlecht ab. Bei der Steinzeitdiät würden nur 23 Prozent der Kalorien von Kohlenhydraten stammen, 45 bis 65 Prozent werden in den USA aber empfohlen. Stattdessen würden die Empfehlungen für Fette und Proteine durch Fleisch überschritten werden. Die amerikanische Ernährungswissenschaftlerin Marion Nestle von der New York University bezweifelt deswegen auch, ob die Diät wirklich der sesshaften Lebensweise des modernen Menschen angepasst ist. Daneben stellt sie infrage, ob die Steinzeitmenschen wirklich so viel Fleisch gegessen hätten. "Das ist schwer zu bestätigen." Und da die Menschen damals sowieso nicht älter als durchschnittlich 25 Jahre wurden, könne die Ernährung – neben den anderen Lebensumständen – auch nicht ideal gewesen sein, sagt Nestle. Cordain hält dagegen: Noch heute gebe es Urvölker auf der Erde, die ebenfalls unter "Steinzeitbedingungen" leben. Und hier seien weniger Menschen von Fettleibigkeit, hohen Cholesterinwerten oder hohem Blutdruck betroffen. "Wenn diese Menschen aber westliche Ernährungsformen annehmen, dann verschlechtert sich ihre Gesundheit."
(wil/AFP)

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