Donnerstag, 25. August 2016

Gürtelrose - wirklich so gefährlich?

23. August 2016
EatSmarter

Gürtelrose – wirklich so gefährlich?

Um die Gürtelrose kursieren viele Gruselgeschichten, die zum Glück nur einen geringen Wahrheitsgehalt haben. Fest steht: Gürtelrose oder medizinisch Herpes zoster muss behandelt werden, um Spätfolgen auszuschließen.
Arzt hält ein Schild mit der Diagnose Gürtelrose hoch
Wenn die Gürtelrose sich schließt, dann droht Lebensgefahr!“ – kommt Ihnen dieser Ausspruch bekannt vor? Herpes zoster ist gefürchtet, denn er ist eine große Unbekannte unter den Krankheiten, zeigt sehr verschiedene Ausprägungen und kann zum Beispiel auch an der Nase, am Ohr und am Auge auftreten.
Man schätzt, dass etwa 20 Prozent der Bevölkerung einmal im Leben an einer Gürtelrose erkranken.

Wie entsteht eine Gürtelrose?

Verantwortlich für die Gürtelrose ist ein Virus, das in den meisten von uns seit Kindertagen schlummert: Varicella zoster, der Windpocken-Erreger. Sie kann daher nur bei Menschen auftreten, die bereits Windpocken hatten; seltener auch bei Menschen, die eine Windpocken-Impfung erhalten haben. Auch wenn die Windpockenerkrankung überstanden sind, verbleiben die Varicella zoster-Viren in bestimmten Nervenzellen. Später können sie dann wieder eine aktive Entzündung auslösen – und zwar genau in den Nervenbahnen, in denen sich das Virus befindet.
Gesunde Menschen mit intakter Abwehr haben keine Probleme mit Varicella zoster in ihrem Körper, denn der Virus wird nur unter bestimmten Bedingungen aktiviert: vor allem bei verminderter Abwehrlage, insbesondere bei Menschen ab dem 50. Lebensjahr, bei immungeschwächten Personen (zum Beispiel Krebs-, HIV-Patienten) oder nach Operationen. Doch auch Stress oder ausgeprägte Sonnenbestrahlung können eine Gürtelrose begünstigen.

So erkennen Sie eine Gürtelrose

Am häufigsten sind die Nerven der Brust- und Lendenwirbelsäule befallen. Der Name „Gürtelrose“ stammt daher, das die Krankheit häufig den Nervenverlauf vom Rücken zum Bauch betrifft und sich eine Art halbseitiger Gürtel auf der Haut abzeichnet. Grundsätzlich kann die Gürtelrose auch andere Nervenwurzeln befallen, vor allem Gesichtsnerven und Nerven im Bereich der Halswirbelsäule.
Bevor sich Anzeichen auf der Haut zeigen, macht sich die Gürtelrose durch Schmerzen im Bereich des befallenen Nervenstranges beziehungsweise Hautabschnittes bemerkbar. Diese können gering ausgeprägt bis unerträglich sein. Etwa zwei bis fünf Tage nach dem Auftreten der Schmerzen, manchmal auch später, bilden sich Bläschen in dem betroffenen Hautareal, die stark brennen. Der für eine Windpocken-Erkrankung typische Juckreiz ist weniger stark ausgeprägt. Ansonsten sind die Bläschen denen einer Windpocken-Erkrankung sehr ähnlich.
Eine Gürtelrose ist sehr unangenehm. Abgesehen von den Schmerzen brauchen die Bläschen bis zu einem Monat, bis sie abheilen, und können Narben hinterlassen. Begleitend kann Fieber auftreten. Auch nachdem die äußeren Symptome einer Gürtelrose abgeklungen sind, können die Schmerzen noch lange Zeit nach dem Abheilen der Bläschen bestehen bleiben.

Wann ist Gürtelrose gefährlich?

Bei allen Ausprägungen der Gürtelrose können die Schmerzen sehr stark sein und nach überstandener Erkrankung noch Monate bis Jahre andauern. 70 Prozent der älteren Patienten sind von dieser sogenannten postzosterischen Neuralgie oder Post-Zoster-Neuralgie betroffen.
Beim Herpes zoster des Auges, auch Zoster ophthalmicus genannt, können eine Hornhaut- und Bindehautentzündung sowie bleibende Hornhautschäden hinzukommen. Daraus entwickelt sich manchmal eine Schädigung des Sehvermögens.
Der Befall des Ohres (Zoster oticus) verursacht gelegentlich Gleichgewichts- und Hörstörungen sowie eine Gesichtsnervenlähmung.
In seltenen Fällen kommt es zu einer Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns sowie bei ausgeprägter Abwehrschwäche zu einem sehr schweren Verlauf der Erkrankung mit Beteiligung innerer Organe.

So wird Gürtelrose behandelt

Wenn Sie typische Anzeichen von Gürtelrose bei sich feststellen, dann suchen Sie bitte frühzeitig einen Arzt auf. So können mögliche Komplikationen schnell erkannt und behandelt werden.
Zur Behandlung werden sogenannte Virostatika eingesetzt. Die Behandlung sollte möglichst frühzeitig, am besten innerhalb von 72 Stunden nach dem Auftreten der ersten Hautveränderungen beginnen, um Komplikationen zu verhindern. Virostatika können in Tablettenform oder immungeschwächten Patienten auch als Infusion eigenommen werden.
Je nachdem, wie stark die Schmerzen sind und sich Bläschen auf der Haut bilden, wird die Behandlung durch Schmerzmittel sowie antiseptische und austrocknende Mittel ergänzt. Bei Bedarf kommen auch Antibiotika zum Einsatz.
Wenn der Herpes zoster im Bereich des Auges oder Ohres vorliegt, sollten die Betroffenen den entsprechenden Facharzt aufsuchen. So lassen sich eventuelle Spätschäden mit bleibenden Hör- und Sehstörungen vermeiden.
Bei anhaltendem Nervenschmerz über die Erkrankungsdauer hinaus (sogenannte Post-Zoster-Neuralgie) reichen frei verkäufliche Schmerzmittel häufig nicht aus. Daher greift man oft auf stärkere Schmerzmittel und andere Medikamente zurück, die das Nervensystem beeinflussen
Zusätzlich können Nervenblockaden, Akupunktur oder Stromanwendungen (sogenannte TENS-Therapie) zum Einsatz kommen.

Kann eine Gürtelrose tödlich sein?

Ja – wenn sie nicht behandelt wird.
Normalerweise heilt die Gürtelrose folgenlos innerhalb von zwei bis vier Wochen ab, wenn die Betroffenen eine gesunde Immunabwehr haben und keine Risikofaktoren vorliegen. Anders liegt die Sache bei Menschen mit Abwehrschwäche und einem höheren Lebensalter, oder wenn die Gürtelrose einen schweren Verlauf mit starken Schmerzen oder Gesichtsbeteiligung nimmt. Dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Komplikationen auftreten. Bei ausgeprägter Abwehrschwäche kann die Gürtelrose auch tödlich verlaufen.
Achtung: Wer an Gürtelrose erkrankt ist, sollte engen Kontakt zu schwangeren Frauen meiden, um das Ungeborene nicht zu gefährden. Denn eine schwangere Frau, die nicht gegen die Erreger der Gürtelrose und Windpocken immun ist, kann sich über die Herpes-zoster-Bläschen anstecken und Windpocken bekommen. In seltenen Fällen kann es zu einer Übertragung der Erreger auf das Ungeborene kommen. Wenn dies kurz vor oder nach der Geburt des Kindes geschieht, bedeutet das auch für das Neugeborene ein schwerwiegendes Gesundheitsrisiko.

Impfung gegen Gürtelrose?

In den USA werden Kinder seit 1996 gegen Windpocken geimpft. Erfahrungen von dort zeigen, dass gegen Windpocken geimpfte Personen später seltener an einer Gürtelrose erkranken. Falls sie doch erkranken, verläuft die Erkrankung meist leichter.
Die Impfung jedoch ist nicht unumstritten, denn, so die Kritiker: Wenn keine echten Windpocken-Erreger mehr kursieren, weil Kinder zunehmend geimpft werden, dann kommen Erwachsene nicht mehr mit dem Varicella zoster in Kontakt und können daher keine Immunabwehr gegen den Erreger aufbauen.
Ergänzend gibt es mittlerweile einen speziellen Impfstoff für Menschen ab 50 Jahren, der vor der erneuten Aktivierung der Varicella-zoster-Viren schützen soll. Der bei der Impfung gegen Gürtelrose genutzte Impfstoff ist viel höher konzentriert als derjenige gegen Windpocken. Die Impfung wird in der Regel gut vertragen. Tritt trotz der Impfung ein Herpes zoster auf, ist der Krankheitsverlauf wesentlich harmloser als bei Menschen, die nicht geimpft sind. Außerdem wird das Risiko für eine Post-Zoster-Neuralgie um das Dreifache gesenkt.

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