Kindermund
Ach Oma, ich
weiß gar nicht, was ich sagen soll,
deine
Fürsorge finde ich ganz einfach supertoll.
Wenn ich groß
bin, werde ich dich heiraten, ganz bestimmt.
Ich will
nicht, dass mich eine andere nimmt.
Er war drei,
als er diese Worte zu mir sprach bei Tisch.
„Wir werden
sehen, meinte lächelnd ich.“
Mit fünf sah
es schon anders aus,
da sagte er
doch frei heraus,
dass er mich
nicht heiraten kann,
schließlich
sei er noch kein Mann.
Ein paar
Jahre später meinte er ganz vage:
„Wenn ich
groß bin, hast du graue Haare,
und bist
schon ziemlich alt, das musst du verstehen,
ich werde
besser mit vielen jungen Mädchen gehen.“
Am nächsten
Tag war er ganz traurig, ich fragte ihn: „Weshalb“
„Ach liebe
Oma, du bist doch jetzt
schon ziemlich alt.
Was ist, wenn
der liebe Gott einen Engel aus dir macht?
Dann bin ich
sehr traurig, muss weinen Tag und Nacht.“
Ich setzte
mich und nahm ihn auf meinen Schoß,
umarmte ihn:
„Was für Gedanken hast du bloß?
Ich will
deinen Werdegang verfolgen und auch wissen,
welche
Mädchen du wirst eines Tages küssen.
Auch will ich
sehen, welchen Beruf du auserwählst,
möchte
zuhören, wenn du aus deinem Leben mir erzählst.
Und ganz
bestimmt willst du doch sicherlich auch,
dass ich,
wenn die Zeit reif ist, kennenlerne deine Frau.
Und wenn dein
erstes Kind geboren ist,
braucht es
doch eine Uroma, das ist gewiss.
Der liebe
Gott kennt alle unsere Wünsche ganz genau,
und deshalb
lebe ich noch lange, der ist nämlich schlau.“
Scheinbar
hatte ich das Richtige gesagt,
er war
beruhigt und hat ein schönes Bild gemalt.
© Dorothee
Sargon
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