Selbst ist die Frau!

Selbst ist die Frau, jawohl!
Leseprobe:
Nun wurde es für mich spannend, denn sie nahm Bahn eins, kletterte auf die Leiter und klebte das erste Drittel an, während ich den unteren Teil hielt. Mit der Wasserwaage kontrollierte sie den geraden Sitz. Vorsichtig bürstete sie den Rest der Bahn an die Wand bis zur Sockelleiste und entfernte den Überhang. Ich war fasziniert. Sie arbeitete schnell und geschickt. Überrascht stellte ich fest, dass es wirklich einfach war. Wir waren ein gutes Team und klebten mittlerweile die zehnte Bahn. Gerade, als sie wieder das obere Drittel angebracht hatte, riss die Bahn. Der Kleister hatte das Papier so durchfeuchtet, dass sogar das grüne Muster verschmiert war. Sie fluchte, blickte auf die erste Bahn und schrie:
„Verdammt, die löst sich!“ Blitzschnell stellte sie die Leiter wieder an die erste Bahn, kletterte ein paar Stufen hoch, hielt mit einer Hand die Bahn und rief hysterisch:
„Schnell, stell den Eimer auf die untere Stufe, ich muss noch mal Kleister auftragen.“ Sie verteilte ein wenig, jetzt auf der Wand, und drückte die Tapete wieder an. Nun hielt sie, Gott sei Dank. Geschwind bewegte sie sich abwärts. Mein Warnruf kam zu spät. Ein Fuß landete in der klebrigen Masse, sie verlor das Gleichgewicht und flog unsanft auf den Boden. Der Eimer hinterher und der Inhalt ergoss sich über sie. Ich war fassungslos. Sagt man nicht, dass im Haushalt die meisten Unfälle passieren? Zum Glück hatte sie sich nicht verletzt, schaute nach einer Schrecksekunde wie ein Kaninchen die tapezierte Wand an und stieß erneut einen Schrei aus.
„Angelika siehst du auch, was ich sehe? Die Farbe grün hat sich jetzt in Babykacke verwandelt. Oh nein, ich hab die Schnauze voll.“ Völlig genervt sank sie zurück in den Kleister, trommelte mit ihren Fäusten wie ein kleines Kind in der klebrigen Masse, die nun auch noch in alle Himmelsrichtungen spritze, und schimpfte wie ein Rohrspatz: „Ich reiß alles wieder runter und gehe morgen zum Maler. Der soll die Wände mit weißem Feinputz versehen. Dann habe ich Ruhe und ein Anstrich ist erst in ein paar Jahren wieder fällig. Streichen ist ein Kinderspiel, das kann ich besser.“
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